Eine Frage der Ehre: Weshalb das Thema der Jugendmedientage 2009 ausgerechnet "Ethik in den Medien" ist*

Seit den letzten Jugendmedientagen (JMT) im Herbst 2008 ist die Wirtschaftskrise auch in der Medienbranche angekommen. Eindrucksvoll zeigt das die Masse der Zeitschriften, die seitdem in Deutschland eingestellt wurden – Park Avenue, Vanity Fair, Maxim, Amica und Galore sind nur die namhaftesten unter ihnen. In den USA, die oft als Trendbarometer fĂŒr Europa gelten, gehen bereits regionale Tageszeitungen pleite. Und selbst die New York Times, das internationale AushĂ€ngeschild fĂŒr seriösen Journalismus, strauchelt.

Optimisten wie der Medienprofessor und Blogger Jeff Jarvis verkĂŒnden zwar goldene Zeiten fĂŒr den Journalismus im Internet. Doch die Einstellung mehrerer ambitionierter Online-Medien zeigt, dass es zumindest in Deutschland noch nicht so weit ist. Zuender, Zoomer, Medienlese und Rivva.de sind hier die TodesfĂ€lle der letzten Monate. Andere Redaktionen, von Agenturen, Print- und Online-Medien, wurden verkleinert, fusioniert oder in neue StĂ€dte verlegt – mit  allen Konsequenzen, die das fĂŒr Freunde und Familien der Mitarbeiter hat.

Parallel zu diesen wirtschaftlichen Verwerfungen tobt ein Kulturkrieg um das Internet. Blogger sind genervt, dass „die Journalisten“ es einfach nicht schnallen. Journalisten sind genervt, dass „die Blogger“ alles besser wissen. Und altgediegene Reporter, die zu Beginn ihrer Laufbahn noch auf Schreibmaschinen tippten, sehen sich mit Twitter, Google und Social Networks konfrontiert und mĂŒssen aushalten, fĂŒr ihre Artikel von Leuten mit Namen wie MissPiggy82 oder LoverboyXXL per Kommentarfunktion öffentlich behelligt und beschimpft zu werden.

WĂ€hrend sich diese Ü30-Probleme in Form von Zukunftsangst und Praktika-Warteschleifen auch bei uns, dem Nachwuchs, bemerkbar machen, sind die Zeiten fĂŒr Jugendmedienmacher wirklich nicht schlecht.

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Aufgestanden, raus aus den Ruinen! Dort, wo einst die EXPO endete, beginnen jetzt die Jugendmedientage.

Abb.: Der hollÀndische Pavillon. Fotografiert von Matthias Hensel, via flickr, mit CC-Lizenz.

Noch ist es ruhig, am Stadtrand von Hannover. Morgen, Donnerstag, fallen hier erwartete 500 Jugendmedienmacher aus ganz Deutschland zu den Jugendmedientagen (JMT) ein. Bis dahin erleidet das MessegelĂ€nde das Schicksal, zu dem es verdammt ist, seit vor neun Jahren die EXPO zu Ende ging. Etwa zu einem Drittel ist es steriles Gewerbegebiet, zu einem Drittel Industriebrache und zu einem weiteren Drittel — dort, wo die EXPO-Pavillons rĂŒckgebaut wurden — Golfplatz ohne Löcher.

Der hollĂ€ndische Pavillon, der im dritten Stock einen Wald beherbergt (was Anfang der Jahrtausends wohl ausreichte um irgendwie hip und ökologisch zu wirken) verrottet — und ist in Zement gegossenes Zeugnis einer Zeit vor 9/11 und Wirtschaftskrise, als man nicht nur gerne groß plante, sondern auch noch das Geld dafĂŒr zu haben behauptete. Der yemenitische Pavillon, ein weiteres Einweg-GebĂ€ude, sieht aus als wĂ€re es besetzt — bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Schrift an der Wand als AnkĂŒndigung des Ausverkaufs der letzten Mieter.

Insofern ist das GelĂ€nde vielleicht gar nicht so ungeeignet um — nein, nicht einen Kongress ĂŒber gescheiterte Utopien oder nachhaltige Stadtentwicklung zu veranstalten, stattdessen aber mit Nachwuchsjournalisten ĂŒber Medienethik zu diskutieren. In unserer Branche wurde ja auch schon engagiert rĂŒckgebaut, was einst als Publikumsmagnet gemeint war. Anderes wirkt einsturzgefĂ€hrdet. Ab Morgen ist Wohnungsbesichtigung. Ab Morgen beginnen die Renovierungsarbeiten. Ab Morgen auf in eine Zukunft im sanierten Altbau!

HĂ€, wieso ist das Thema der JMT denn ausgerechnet „Ethik in den Medien“? Hier gibt’s Antworten.