Ein Fotobuch über mysteriöse Pflanzensamen

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Die wahre Geschichte, von der Klaus Pichler in seinem neuen Fotobuch A Hoax, a Prank, an Internet Scam, an Act of Agricultural Bioterrorism erzählt, beginnt am 28. Juli 2020, also in einer Zeit großer Verunsicherung. Mitten in der Pandemie.

An diesem Tag meldet das Landwirtschaftsministerium der USA, im ganzen Land seien Päckchen bei Privatleuten eingegangen, in denen sich Pflanzensamen befänden. Die Samen schienen aus China zu kommen.

China! Ein Land, dessen Beziehung zu den USA sich zuletzt deutlich verschlechtert hatte. China, wo dazu noch das Coronavirus aufgekommen war. »Chinese Virus« nannte es der damalige US-Präsident Donald Trump.

Sein Parteifreund Ryan Quales aus Kentucky sagte über die Samen-Päckchen: »We don’t have enough information to know if this is a hoax, a prank, an internet scam or an act of agricultural bio-terrorism.« Das Ministerium begann zu forschen.

Klaus Pichler wollte den Fall fotografisch dokumentieren, doch daraus wurde nichts. »Ich habe mich intensiv um die originalen Samenpakete bemüht«, schrieb er mir in einer E-Mail. »Leider untersagt es das US-Recht, dass Gegenstände, die im Mittelpunkt einer derartigen Untersuchung stehen, danach weitergegeben werden.«

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Aber er sammelte genug Infos, um den Fall in seinem Atelier nachzubauen, etwa die Namen der — tatsächlich chinesischen — Händler, die die Samen verschickt hatten. »Ich habe für das Projekt rund 400 Bestellungen bei diesen insgesamt 12 Händlern auf ebay, Aliexpress, Taobao, JD und Pinduoduo getätigt, ein bisschen mehr als 200 kamen bei mir an.«

Pichler tat, wovon das Landwirtschaftsministerium dringend abgeraten hatte: Er pflanzte die Samen. Close-Ups der Triebe, die bald aus ihnen hervorbrachen, zeigt er in seinem Buch neben Screenshots von Tweets und Schlagzeilen zu den #mysteryseeds.

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Seit einer neuen Meldung vom 18. Februar 2021 wissen wir: Die Samen sind unschuldig (mehr spoilere ich nicht), aber mehr noch als ihre Triebe wucherten die Verschwörungstheorien. Pichler führt beides zusammen, in einem poetischen und aufwendig produzierten Fotobuch über unsere sonderbare Gegenwart.

Bestellen kann man es für 45 Euro hier. Nicht erschrecken: Es kommt im Versandbeutel mit chinesischen Schriftzeichen auf dem Etikett.

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