Die beste Ausstellung, die ich 2022 gesehen habe – oder zumindest diejenige, die mich am längsten beschäftigt hat –, war Amazons of Pop in der Kunsthalle Kiel. Gezeigt wurde dort, wie Frauenbilder der Popkultur in den 1960er- und 1970er-Jahren Künstlerinnen inspirierten, soft-pornografische Männerfantasien feministisch umzudeuten. Ich habe hier darüber geschrieben.
Aktuell und noch bis 19. März 2023 läuft nun im Kunstmuseum Basel eine weitere Ausstellung feministischer Kunst, Fun Feminism. Dort wird unter anderem diese Videoarbeit von Martha Rosler gezeigt:
Philipp Hindahl schreibt in seiner Rezension der Ausstellung in der heutigen Ausgabe des Tagesspiegels (hier online lesbar):
»Martha Roslers Video ›Semiotics of the Kitchen‹ von 1975 ist ein Klassiker – und ein guter Anknüpfungspunkt für eine Geschichte feministischer Kunst. In dem Schwarz-Weiß-Video widmet sich Rosler Dingen in ihrer Küche und handhabt sie so, als wollte sie daraus Waffen gegen das Patriarchat machen.«
Ich muss bei Semiotics of the Kitchen an die Kritik Betty Friedans denken, die 1963 in ihrem Buch The Feminine Mystique von der Vereinsamung, Gefangenschaft und sogar Entmenschlichung der Frauen in den Küchen der amerikanischen Vorstädten schrieb.
Ob das Video wirklich unter die Ăśberschrift »fun« passt? So mancher Ehemann wird es seiner Zeit vermutlich mit Beklemmungen gesehen haben und mit Sorge vor einem kommenden Aufstand …