Präsenzlehre? Welche Präsenzlehre?

Ein Semester »überwiegend in Präsenz« war den Hamburger Studierenden versprochen worden. Konnte das gehalten werden? Weiß keiner.

Zwei Wochen nach Beginn der Vorlesungszeit haben die Hochschulleitungen keinen Überblick, wie viel Präsenzlehre in ihren Häusern stattfindet. Was vielleicht schon einen Hinweis darauf gibt, welche Priorität sie diesem Thema einräumen.

Besonders bitter: Dass Erstsemester klagen, sie sähen die neue Uni alle zwei Wochen für 90 Minuten von innen. Und die Verantwortlichen sagen: Ja, das kann schon sein. What?

Das hätte im vierten Corona-Semester — und im ersten, das wieder im Zeichen der Präsenzlehre stehen sollte — besser laufen können: Mein Kommentar auf ZEIT ONLINE (frei lesbar).

Schulen und Corona: Was war wann bekannt?

Meine Kollegin Nike Heinen ist freie Wissenschaftsjournalistin. Seit die Entdeckung eines neuen SARS-Virus in Wuhan bekannt wurde, berichtet sie de facto über nichts anderes mehr.

Ich kam als Bildungsredakteur einige Monate später zum selben Thema — als das besagte Virus den Schulbetrieb in Hamburg lahmlegte.

Jetzt haben wir uns zusammengetan und uns gemeinsam durch die Studien, die Schutzverordnungen und die politischen Beschlüsse der vergangenen zwölf Monate gearbeitet. Wir wollten — mit etwas Abstand, aber natürlich noch mitten in der Pandemie — die Diskussion um die Schulen nachvollziehen und um die politische Frage: Schließen oder öffnen?

Also: Was war wann über die Verbreitung des Virus bekannt? Und wie wurde dann entschieden? Nachzulesen ist das hier auf ZEIT ONLINE für Abonnent*innen (und alle, die das noch werden wollen).

Ein neues Interview mit Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) gibt es – ebenfalls für Abonnent*innen – hier.

Enjoy! 😷

Generation Umbruch

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Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen besonders die Jüngeren. Drei von ihnen habe ich dazu befragt:

Miriam Dickmann, 19, ist Auszubildende zur KfZ-Mechatronikerin. Sie repariert einige der größten Fahrzeuge, die auf Hamburgs Straßen unterwegs sind: die Gelenkbusse der Hochbahn im HVV. Abstandhalten ist in ihrer Werkstatt kein Thema, sagt sie. Als einzige Frau unter 20 Azubis hat sie eine Umkleide für sich allein.

Julian Stowasser, 33, ist Sternekoch und der neue Küchenchef im Lakeside, dem Restaurant von Hamburgs teuerstem Hotel. Sein erstes Mal Kochen für Gäste war Mitte März. Vier Abende später kam der Lockdown. »Am Tag der Schließung war mein erster Gedanke: ›Scheiße, ich hab doch frischen Fisch bestellt!‹«

Jana Lilienthal, 28, hat in der Pandemie ihre Stelle verloren. Sie jobbt jetzt bei einem Kunststoffkonzern, der Plastikfolien für künstliche Darmausgänge herstellt. »Ich bin ein bisschen ins kalte Wasser gesprungen«, sagt sie, »denn ich komme aus der Lifestyle-Branche.«

Es sind drei von Tausenden, die in diesem Jahr einen neuen Job oder eine Ausbildung angefangen haben oder sich beruflich neu orientieren mussten. Wie es ihnen mit der Pandemie und ihren Folgen geht, steht jetzt in den Hamburgseiten der ZEIT (jetzt im Handel in und um Hamburg, bundesweit in den E-Papers und Apps oder per Abo). Mit Fotos von Michael Kohls!

Wie Verlage auf Corona reagieren

Nächste Woche findet ja die Frankfurter Buchmesse nicht statt. Okay, es gibt laut Veranstalter eine »Special Edition« im Internet. Aber eine Messe ist das nicht.

Ich habe das zum Anlass genommen, einige Verlegerinnen und Verleger in Hamburg zu besuchen und sie dazu zu befragen, was Corona für sie bedeutet – wirtschaftlich, aber mehr noch programmatisch, intellektuell und literarisch.

Muss man jetzt Bücher über Seuchen und Killer-Viren machen? Oder gerade nicht?

Antworten von Hoffmann und Campe, dem Kinder- und Jugendbuchverlag Carlsen, der linken Edition Nautilus und dem kleinen, jungen, preisgekrönten Verlag CulturBooks gibt es in meinem Artikel auf ZEIT ONLINE (mit Abo lesbar).

Auf der Reeperbahn nachts im August 2020

Auf der Reeperbahn wird wieder gesoffen, gebettelt, gebaggert und gekobert, aber wer die Wodka-Bombe in der Bar trinken will, muss sich erst in die Liste eintragen.

Es wird flaniert und stolziert, gewippt und gewankt, es werden vor den Augen der Öffentlichkeit Burger und Dönerteller verzehrt auf eine Art, dass man sich die Nahrungsaufnahme für immer abgewöhnen will.

Aber es gibt keinen Paartanz und keine Ansagen vom DJ im Hamborger Veermaster, keine künstlich gebräunten Bikinifrauen auf dem Tresen im Dollhouse Beach Club und keine ungelenken white boy moves im Sommersalon. Ich habe nicht geprüft, ob es in Olivias Show Bar schon wieder Pornokaraoke gibt, aber in der Thai Oase sind die Lichter aus.

Es riecht nicht nach Pisse in der Schmuckstraße (trotz der Temperaturen!). Das Glockenspiel von St. Joseph bimmelt wie gewohnt (»Gott im Himmel hat an allen / seine Lust, sein Wohlgefallen / kennt auch Dich und hat Dich lie-hieb«). Es gibt noch Frauen, die mit Männerstimmen auf Spanisch in ihre Handys reden. Es gibt Maskenpflicht im Pornokino, in den Fetischläden tragen jetzt auch die Schaufensterpuppen Mundschutz.

Es gibt keine Schlangen vor den Clubs, keine Schlangen vor den Klos, keine Schlangen vor den Geldautomaten. Dafür gibt es jetzt viel mehr Außengastronomie.

Es gibt die neue Wandzeitung vor dem Docks, in der vom »Land der Dichter und Denker« die Rede ist, in dem man seine Meinung wieder frei sagen können müsse und dass Corona nicht schlimmer sei als ein Schnupfen. (Ich ahnte vor der Pandemie nicht, dass sich auch Clubs blamieren können.)

Einmal kräht mir unvermittelt eine ältere Frau ins Gesicht, als ich geistesabwesend die Talstraße hinunterlaufe. Normalerweise wäre ich auf sowas vorbereitet, jetzt erschrecke ich mich, zucke zusammen, weiche aus. Sie scheint sich zu freuen.

Vor Burger King wartet niemand auf dem Bürgersteig, in der Davidstraße auch nicht, oder am Hans-Albers-Platz. Das Laufhaus hat geöffnet (hä, wieso hat das Laufhaus geöffnet?), aber es gibt keine Frauen, die sich erkundigen, ob ich nicht mitkommen will und keine Typen, die fragen, ob ich vielleicht auf die Fresse will.

Es ist viel entspannter als sonst. Voll, aber höchstens halb so voll wie üblich, halb so laut, halb so hell. Die Leute scheinen nur halb so betrunken zu sein. Ich finde das alles seltsam. Viel seltsamer als den neulich noch komplett geschlossenen Kiez.

Wie Corona die Ungleichheit in den Schulen verstärkt

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Schülerinnen und Schüler aus armen Familien werden in Hamburg doppelt benachteiligt, sagt die Schulbehörde. Das gilt aber nur in guten Zeiten. Jetzt, in der Coronakrise, ist die Benachteiligung wohl eher eine drei- bis fünffache.

Mehr dazu ab heute in den Hamburgseiten der neuen ZEIT, erzählt am Beispiel der Grundschule Fährstraße in Wilhelmsburg.

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