Jan Philipp Reemtsma über Querdenker

Werden Ungeimpfte stigmatisiert? Blödsinn, sagt Jan Philipp Reemtsma. In den Achtzigerjahren gründete er das Hamburger Instituts für Sozialforschung, in dem unter anderem Protestbewegungen beforscht werden.

Neben den »68ern«, deren Nachlass zum Teil im Archiv des Hauses aufbewahrt wird, gehören dazu neuerdings auch die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Reemtsma hat die Leitung des Instituts im Jahr 2015 an seinen Nachfolger übergeben, meldet sich aber weiterhin als Intellektueller zu Wort.

Zu den Protesten der »Querdenker« sagt er: Statt um politische Forderungen gehe es nur um die Lust an der gemeinsamen Aufregung. Mehr dazu in meinem Interview mit Jan Philipp Reemtsma auf ZEIT ONLINE (frei lesbar).

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Präsenzlehre? Welche Präsenzlehre?

Ein Semester »überwiegend in Präsenz« war den Hamburger Studierenden versprochen worden. Konnte das gehalten werden? Weiß keiner.

Zwei Wochen nach Beginn der Vorlesungszeit haben die Hochschulleitungen keinen Überblick, wie viel Präsenzlehre in ihren Häusern stattfindet. Was vielleicht schon einen Hinweis darauf gibt, welche Priorität sie diesem Thema einräumen.

Besonders bitter: Dass Erstsemester klagen, sie sähen die neue Uni alle zwei Wochen für 90 Minuten von innen. Und die Verantwortlichen sagen: Ja, das kann schon sein. What?

Das hätte im vierten Corona-Semester — und im ersten, das wieder im Zeichen der Präsenzlehre stehen sollte — besser laufen können: Mein Kommentar auf ZEIT ONLINE (frei lesbar).

Eine Begegnung mit Hamburgs umstrittenstem Professor

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Als der Physiker Roland Wiesendanger auf eigene Faust ein Papier im Internet veröffentlichte, in dem er behauptete, das Coronavirus sei in einem chinesischen Labor hergestellt worden, war der Aufschrei groß.

Seine Faktultät distanzierte sich binnen 24 Stunden, Medien schrieben von »krudem Zeug«, andere Wissenschaftler*innen spotteten über ein Konvolut aus »copy and paste«, das als studentische Seminararbeit keinen Bestand haben würde.

(Wiesendanger hatte für sein Papier ganze Textblöcke aus anderen Veröffentlichungen übernommen und neben wissenschaftlichen Studien auch Artikel aus Onlinemedien, YouTube-Videos und einen Wikipedia-Artikel als Belege seiner Thesen angeführt.)

Roland Wiesendanger, der als junger Mann jede Prüfung mit Bestnoten bestand und dessen Verdienste im Feld der Nanophysik unbestritten sind, sagt: »Ich habe keine Fehler gemacht« Bald werde die Welt schon sehen.

Wer ist dieser Mann? Und wie kommt er als Physiker zu seiner virologischen Freizeitforschung?

Für die neue Ausgabe der Hamburg-Seiten der DIE ZEIT habe ich Roland Wiesendanger besucht und mir gemeinsam mit unserer Wissenschaftsautorin Nike Heinen seine Thesen genauer angesehen.

Unser Text ist der Versuch, sein Engagement zu würdigen, ohne seinen dunkel schillernden Spekulationen (SARS-CoV-2 ist eine Biowaffe! Etc.) auf den Leim zu gehen.

Ab heute in der gedruckten ZEIT (in und um Hamburg), bundesweit in E-Paper und App sowie hier auf ZEIT ONLINE (Aboschranke). Das Porträtfoto von Roland Wiesendanger hat Jewgeni Roppel aufgenommen.

Gewinne, Gewinne, Gewinne! 🏆

Ich freue mich sehr über den zweiten Platz beim Medienpreis Mittelstand Nord+Ost für meinen Artikel über Berufseinsteiger*innen in der Corona-Krise, erschienen im Hamburg-Ressort der ZEIT.

Und ich freue mich fast noch ein bisschen mehr darüber, dass der Autor Moritz Herrmann den ersten Platz belegt hat, mit seinem Porträt eines SUV-Händlers in Hamburch-Wellingsbüttel, ebenfalls im Hamburg-Ressort der ZEIT erschienen. Go team! ✌️

Glückwunsch auch an alle weiteren Preisträger*innen in den Kategorien Print, TV und Hörfunk!

Schulen und Corona: Was war wann bekannt?

Meine Kollegin Nike Heinen ist freie Wissenschaftsjournalistin. Seit die Entdeckung eines neuen SARS-Virus in Wuhan bekannt wurde, berichtet sie de facto über nichts anderes mehr.

Ich kam als Bildungsredakteur einige Monate später zum selben Thema — als das besagte Virus den Schulbetrieb in Hamburg lahmlegte.

Jetzt haben wir uns zusammengetan und uns gemeinsam durch die Studien, die Schutzverordnungen und die politischen Beschlüsse der vergangenen zwölf Monate gearbeitet. Wir wollten — mit etwas Abstand, aber natürlich noch mitten in der Pandemie — die Diskussion um die Schulen nachvollziehen und um die politische Frage: Schließen oder öffnen?

Also: Was war wann über die Verbreitung des Virus bekannt? Und wie wurde dann entschieden? Nachzulesen ist das hier auf ZEIT ONLINE für Abonnent*innen (und alle, die das noch werden wollen).

Ein neues Interview mit Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) gibt es – ebenfalls für Abonnent*innen – hier.

Enjoy! 😷

Jeder hat sein Päckchen zu tragen

Warum ist die Filiale der Postfiliale am Kaltenkircher Platz in Hamburg-Altona so furchtbar? (»Mieser Service, freches Personal«, schrieb die Mopo, »Postfiliale des Grauens«.) Und wie soll es erst werden, wenn unsere Black-Friday-Deals und Weihnachtsgeschenke dort eintreffen?

Für die Hamburg-Seiten der ZEIT habe ich versucht, der Sache mal auf den Grund zu gehen. Mein Bericht über Staatskonzerne, Privatisierungspolitik und ein Kiosk-Imperium, das auf 3D-Pop-up-Glückwunschkarten errichtet worden ist: hier. (#abo)

Generation Umbruch

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Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen besonders die Jüngeren. Drei von ihnen habe ich dazu befragt:

Miriam Dickmann, 19, ist Auszubildende zur KfZ-Mechatronikerin. Sie repariert einige der größten Fahrzeuge, die auf Hamburgs Straßen unterwegs sind: die Gelenkbusse der Hochbahn im HVV. Abstandhalten ist in ihrer Werkstatt kein Thema, sagt sie. Als einzige Frau unter 20 Azubis hat sie eine Umkleide für sich allein.

Julian Stowasser, 33, ist Sternekoch und der neue Küchenchef im Lakeside, dem Restaurant von Hamburgs teuerstem Hotel. Sein erstes Mal Kochen für Gäste war Mitte März. Vier Abende später kam der Lockdown. »Am Tag der Schließung war mein erster Gedanke: ›Scheiße, ich hab doch frischen Fisch bestellt!‹«

Jana Lilienthal, 28, hat in der Pandemie ihre Stelle verloren. Sie jobbt jetzt bei einem Kunststoffkonzern, der Plastikfolien für künstliche Darmausgänge herstellt. »Ich bin ein bisschen ins kalte Wasser gesprungen«, sagt sie, »denn ich komme aus der Lifestyle-Branche.«

Es sind drei von Tausenden, die in diesem Jahr einen neuen Job oder eine Ausbildung angefangen haben oder sich beruflich neu orientieren mussten. Wie es ihnen mit der Pandemie und ihren Folgen geht, steht jetzt in den Hamburgseiten der ZEIT (jetzt im Handel in und um Hamburg, bundesweit in den E-Papers und Apps oder per Abo). Mit Fotos von Michael Kohls!