Claude LĂ©vi-Strauss war bereits 80 Jahre alt, als er anfing, fĂŒr die italienische Zeitung La Repubblica zu schreiben. Zwischen 1989 und 2000 verfasste er insgesamt 16 Essays, mal einen, mal zwei pro Jahr. 2017 erschienen die deutschen Ăbersetzungen im Suhrkamp-Verlag: Wir sind alle Kannibalen. Der Titel ist schon mal super.
Die AnlĂ€sse der Texte von CLS sind oft aktuelle Ereignisse, die zufĂ€llig wirken und teilweise banal: eine Ausstellung, ein JubilĂ€um, der Rinderwahn, eine Trauerrede bei der Beerdigung von Lady Di. CLS sucht davon ausgehend Muster und Ăhnlichkeiten, die Kulturen und Gesellschaften verbinden, die tausende Kilometer â und manchmal auch tausende Jahre â auseinanderliegen.
Er arbeitet assoziativ, was seine Texte oft abenteuerlich macht (etwa, wenn er in den Hypothesen der Quantenphysik alte indianische Mythen wiedererkennt oder meint, die Form der mittelalterlichen Königskrone habe jene der Explosion von Atombomben vorweg genommen). Und manchmal irre (im Titelessay behauptet CLS, Organtransplantationen seien eine Form des Kannibalismus. Ăh, what? Auch die relativierende Haltung zur Beschneidung von Frauen finde ich problematisch, aber so ist das eben beim ungeschĂŒtzten Denken und Schreiben).
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