Abb.: Hans Kundnanis Buch The Paradox of German Power, erschienen bei Hurst Publishers (2014)
Merkel ist wie Bismarck. OK, nicht ganz. Aber sie regiert ein Land, das sich in einer ähnlichen Lage befindet, wie seinerzeit Otto von. Denn Deutschland ist wieder ein Semi-Hegemon wie im 19. Jahrhundert: zu stark, als das ein einzelnes Nachbarland ein machtpolitisches Gegengewicht sein könnte. Aber auch zu schwach, um ganz Europa im Alleingang zu beherrschen.
Das ist zirka die These, die der britische Politikwissenschaftler Hans Kundnani in seinem Buch The Paradox of German Power vertritt (ich erwähnte es schon mal hier). Kürzlich habe ich ein Gespräch mit Kundnani führen können, in dem ich ihn zu seiner Theorie befragt habe. Und auch dazu, wo dieses Strukturanalogie – so sie denn stimmt – hinführt. Denn wir wissen alle, wie das 19. Jahrhundert endete …
Eine gekürzte Abschrift dieses Interviews hat Spiegel Online veröffentlicht.
Dort hat es unter anderem der italienische Politiker Beppe Grillo gelesen (oder zumindest einer seiner Mitarbeiter) und sich die Mühe gemacht, Auszüge des Gesprächs ungefragt ins Italienische zu übertragen und auf seinem Blog zu veröffentlichen.
Ich finde das ja toll. Ein Brite und ein Deutscher unterhalten sich, ein Italiener mischt sich ein: Das ist doch schon fast die europäische Öffentlichkeit, die wir uns immer gewünscht haben.