Abb.: Der Zombie als politische Metapher? »Zombie Soccer Mom« von Julie Coulter (via flickr/CC)
Den Zombie als politische Metapher der Kolonialzeit und des Atomzeitalters deutet Marcus Stiglegger in seinem Essay »Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist…« kenntnisreicher und umfassender, als mir das neulich gelungen ist. Ausdrückliche Leseempfehlung, trotz der seltsamen Schlusspointe, die dem Zombie als Zeichen und »Lebensform« ein emanzipatorisches Potential zuspricht, dass sich meinem Verständnis entzieht. Stigleggers Text ist in der aktuellen Ausgabe des Magazins der Kulturstiftung des Bundes erschienen, das sich im Vorgriff auf die Konferenz »Die Untoten: Life Sciences & Pulp Fiction«, vom 12.-14. Mai in Hamburg, in mehreren Beiträgen mit dem Zombie-Topos befasst.
Zombieabwehr und Außenpolitiktheorie sind derweil die Themen eines neuen Büchleins des amerikanischen Politikprofessors und Bloggers Daniel W. Drezner. Ausgehend von dem Szenario einer Zombie-Epedemie, bei dem sich – aus welchem Grund auch immer – die Toten erheben, Menschenfleisch fressen wollen und mit einem einzigen Biss ihre Opfer ebenfalls in Zombies verwandeln, analysiert Drezner, wie die verschiedenen Denkschulen und Ideologien der Internationalen Beziehungen reagieren würden.
Das ist natürlich ein didaktischer Kniff, um die Unterschiede zwischen den Schulen durchzuspielen. Darüber hinaus ist es aber auch ein intellektuelles »Spiel« im besten Sinne: schließlich geht es in der Außenpolitik auch um die — um es mit Donald Rumsfeld zu sagen — »unknown unknowns«, die unbekannten und unerwarteten Ereignisse und Variablen, auf die man sich (und das gilt jetzt wieder für fast alles im Leben) wenn überhaupt, dann nur »spielend« vorbereiten kann. Ausschließlich ironisch gemeint ist Drezners Popkulturbezug also nicht. Und außerdem mehr als ein trojanisches Pferd zur Politikvermittlung.
Drezners erste Überlegungen zur »Theory of International Politics and Zombies« sind in seinem Blog zu finden und wurden von ihm anschließend in einem Essay im Foreign-Policy-Magazin weiterentwickelt.
P.S.: In dem Bild von Julie Coulter mag der Zombie als politische Allegorie gemeint sein (nach George A. Romero, dessen zombifizierten Protagonisten nichts besseres einfällt, als auch nach ihrem Tod auf ein Einkaufszentrum zuzuwanken, hat sich der Zombie schließlich als Bild für den hirnlos konsumierenden, blind funktionieren Menschen durchgesetzt). Meine spontane Assoziation, dass womöglich Sarah Palin gemeint seien könnte, die »Hockey Mom« mit Hang zum Durchstarten und Crashen, erwies sich als falsch: Coulters Zeichnung stammt aus einer Zeit vor Sarah Palins Vizepräsidentschaftskandidatur.